Puh, 2016, was soll man an dich noch für Worte richten? Irgendwie hast du dich ob der Menge der geschehenen Ereignisse mindestens wie fünf elendig quälend lange Jahre angefühlt. Rücksichts- und erbarmungslos hattest du das große Promi-Sterben und den Triumph der Idiotie wohl zu deiner Mission erklärt. Bowie, Prince, Cohen, Terror-Anschläge, Brexit, Aleppo, Nizza, Berlin, Trump – die Social-Media-Gemeinde kam bei dir gar nicht hinterher mit Betroffenheitsbekundungen und Profilbildeinfärbungen. Bisweilen warst du auch seltsam abstrus und hast beispielsweise bis heute nicht geklärt, ob türkische Ziegenbegattung nun eigentlich Populismus oder 1 scharfsinnige Feinsatire ist? Und hatten sich eigentlich die Lombardis schon fundiert dazu geäußert? Man, 2016, Krisen über Krisen: Brangelina-Trennung, Portugal wird Europameister, AnnenMayKantereit veröffentlichen ihr erstes Studioalbum, die AfD ist auf dem Vormarsch und der geneigte Social-Media-Verwender weiß schon kaum mehr wogegen er als nächstes wettern, sich einsetzen oder worüber er sich überhaupt noch auf der eigenen Pinnwand äußern soll. Es leben die Katzen- und Einhorn-Posts! Am Ende erstarb auch noch die Gültigkeit von Fakten. Willkommen im #postfaktischen Zeitalter! Der Feldhamster wurde Tier des Jahres. Die Haselmaus wird es 2017 sein. Hurra! 2016, du armer Tropf, du hast es auf emotional-empathischer Ebene irgendwie ziemlich vermasselt. Glücklicherweise hast du es rückblickend wenigstens musikalisch verdammt gut auf die Reihe bekommen.
Adieu, 2016, grüß David, Alan, George, Leonard und all die anderen von mir!
And so here we go now:
TOP 10 SONGS 2016
1. „Ich bin so unendlich schön“ – Isolation Berlin feat. Der Ringer
„Doch ich gehör nur mir allein, sonst gehör‘ ich keinem. Ich beschwöre euch, lasst ab von mir.“
So symptomatisch wahr und wichtig diese Lyrics für das Jahr 2016. Ganz groß!
2. „I’ll Be The Night“ – MONEY
„I’ll be the night, let your systems all transpire Let them soak up the light then dash them on the fire.“
3. „You Want It Darker“ – Leonard Cohen
„There’s a lover in the story. But the story’s still the same.“
4. „Lazarus“ – David Bowie
„Look up here, I’m in heaven, I’ve got scars that can’t be seen, I’ve got drama, can’t be stolen. Everybody knows me now.“
5. „Diagram Girl“ – Beyond Wizards Sleeve
„The diagram girl can kiss it away.“
6. „Fahr weg“ – Isolation Berlin
„Fahr weg, auf geradem Weg ins Meer, den Möwen hinterher, so weit weg wie es geht.“
7. „Strangers Now“ – The Slow Show
„Who’s breaking your heart tonight?“
8. „Burn The Witch“ – Radiohead
„Stay in the shadows. Cheer at the gallows. This is a round up.“
9. „I Need You“ – Nick Cave & The Bad Seeds
„When you’re feeling like a lover nothing really matters anymore.“
10. „Drone Bomb Me“ – Anohni
„Drone bomb me. Blow me from the mountains and into the sea.“
TOP 10 ALBEN 2016
1. Isolation Berlin: Und aus den Wolken tropft die Zeit
Und plötzlich war sie da, diese Band, deren Songs sich in meine Gehörgänge und mein Herz festgekrallt haben. Die Texte, die Seelentröster und verständnisvoller Freund zugleich geworden sind. Nie zu kitschig und immer mit der richtigen Prise rotziger Punk-Attitüde daherkommend. Mutig, avantgardistisch, ironisch und authentisch. Songs, die trösten, Spaß machen und zu jeder Gemütslage passen. Der Soundtrack meines Jahres von einer Band, die meine Fan- und Musik-Begeisterungsfähigkeit wieder erweckt hat. Danke, Isolation Berlin!
2. David Bowie: Blackstar
3. Anohni: Hopelessness
4. Okkervil River: Away
5. MONEY: Suicide Songs
6. Leonard Cohen: You Want It Darker
7. Radiohead: A Moon Shaped Pool
8. Get Well Soon: Love
9. The Slow Show: Dream Darling
10. Bon Iver: 22, A Million
Bon Iver nun doch ..hehe